Herbern Walstedde
Herbern
Am 16. Juli 1939 hielt Pfarrer Echternkamp den ersten evangelischen Gottesdienst im Zimmer einer evangelischen Lehrerin ab. Die Seele der Evangelischen wurde die Familie Postmeister Bunde.
Während des Krieges versorgte Pfarrer Lorentz die kleine Diasporagemeinde, Lektor Thiele einmal mit einer Beerdigung.
1946 kamen etwas über 600 evangelische Flüchtlinge nach Herbern: 250 Wolgadeutsche und Ukrainer (die sogenannten „Josefstaler"), etwa 200 Schlesier, 100 Brandenburger, meist aus der Niederlausitz, und etwa 50 weitere Ostdeutsche.
Mit großer Tatkraft setzte sich Pfarrer Echternkamp, soeben aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, für die neu entstandene DiasporaFlüchtlingsgemeinde ein. Ein 14-tägiger Gottesdienst, mit Kindergottesdienst und Amtshandlungen, wurde im Wirtshaussaal „Zum Goldenen Stern" abgehalten. 1948 betreute Diakon Bluhm von Bockum-Hövel aus die Gemeinde, und nach ihm Volksmissionar Klaus von Hamm aus.
Am 1. August 1950 wurde Pfarrer Dr. Klein mit der Verwaltung von Herbern beauftragt, 1951 ein Grundstück für einen Kirchenbau erworben, und am 21. Dezember 1952 konnte die weit ins Land schauende .,Auferstehungskirche" durch Oberkirchenrat von Randenborgh und Dr. Viering geweiht werden. Sie ist nach den Plänen von Professor Wolf (Münster) ausgeführt.
Die Gemeinde war dankbar, nun ein würdiges Gotteshaus zu besitzen, in dem auch Räume für die Versammlung der Frauenhilfe, für die Jugendarbeit und für eine Bücherei untergebracht sind. Auch für den Küster ist eine Wohnung miteinbezogen. Ein sehr schöner handgewebter Wandteppich hinter dem Altar mit den Schriftstellen: Johannes 11, Vers 25 und 26, Johannes 11, Vers 14 und 19b, Hebräer 13, Vers 8, schmückt die Kirche. Durch Bepflanzung erhielt das Kirchengrundstück 1954 einen würdigen Rahmen. 1955 wurde Pfarrer Dr. Klein zum dritten Pfarrer von Bockum-Hövel gewählt, mit Sitz in Herbern. Geiststraße 17 hat die Kirchengemeinde für ihn eine Wohnung gemietet.
Die ersten evangelischen Lehrkräfte waren Hauptlehrer Thomke und Fräulein Werner; vorübergehend fungierte Fräulein Bajor als Fürsorgerin. Evangelische Kinder werden unterrichtet in Herbern selbst, in Wessel, Nordick und Forsthövel. Die Presbyteriumsangelegenheiten vertreten außer dem Pfarrer nach Herrn Stellmacher jetzt die Presbyter Bräunig und Alisch. Der erste Küster war Herr Arglebe, nach seinem Tode folgte Eduard Preuß.
Eine auf die Auferstehungskirche hinführende neue Straße hat den Namen „Bodelschwinghstraße" bekommen.
Kirch- und Abendmahlsbesuch weisen einen hohen Prozentsatz auf. Von den Josefstalern und Wolgadeutschen sind viele Familien, oft sehr wertvolle Menschen, nach Kanada ausgewandert in der Hoffnung auf bessere Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten. Dadurch ist die Seelenzahl stark zurückgegangen, wie sie auch weiterhin zurückgeht, da viele die Städte aufsuchen, wo die Industrie bessere Arbeitsbedingungen bietet. Herbern gilt als ein Pfarrbezirk von Bockum-Hövel.
Emmi Gabriel
Walstedde
Die evangelische Gemeinde in Walstedde ist auch während des Krieges von Pfarrer Lorentz verwaltet worden, der, wie auch in Herbern, seine Gemeindebesuche meistens zu Fuß gemacht hat. Als dann nach dem Kriege Flüchtlinge einströmten, konnte am 4. August 1946 der erste evangelische Gottesdienst in Walstedde abgehalten werden. Pfarrer Bufe hielt ihn, der mit 100 Evangelischen aus seiner Gemeinde Rankau bei Breslau und 200 anderen, meist Schlesiern, aus seiner Heimat von den Polen vertrieben war und seine Schwester und seine im 95. Lebensjahr verstorbene Mutter bei sich hatte.
Außer den Evangelischen in Walstedde hatte er noch die etwa 1100 Evangelischen im 6 km entfernten Drensteinfurt, zur evangelischen Kirchengemeinde und Synode Münster gehörig, zu betreuen, bis 1949 Drensteinfurt einen eigenen Seelsorger erhielt.
Gottesdienst und Kindergottesdienst finden in der katholischen Schule statt, ebenso der kirchliche Unterricht und die Versammlungen der Jungschar und der christlichen Pfadfinder. Seine Konfirmanden segnete Pfarrer Bufe in Bockum-Hövel ein. Die Frauenhilfe sammelt sich 14-tägig im Gasthaus Mersmann. Eine Sammlung der Männer ist wiederholt versucht worden. Religionsunterricht für die evangelischen Schulkinder wird vom Pfarrer außer in Walstedde selbst noch in Ameke und Brockhausen (zu Ahlen gehörig) erteilt.
Die presbyterialen Angelegenheiten vertritt mit dem Pfarrer der Presbyter Blumenau. Die Gebefreudigkeit der Gemeinde ist groß, so ist z. B. für die Arbeit der Mission im Jahre 1958 pro Seelenzahl 1,00 DM gegeben worden.
Als Fürsorgerin betreut Frau Starke die ausgesprochene Diaspora und Flüchtlingsgemeinde in sozialen Dingen.
Pfarrer Bufe, der nach anfänglichen Schwierigkeiten eine leidliche Wohnung, Dorf Nr. 6, gefunden hat, hält durch einen Rundbrief seine in der Bundesrepublik zerstreut wohnenden im ganzen 3600 Seelen zählenden Rankauer Gemeindeglieder zusammen. Gern wartet er auch mit einem Gedicht in der Nachrichtenbeilage des Sonntagsblattes „Unsere Kirche" als Synodaldichter auf.
Am 1. Juli 1959 ging Pfarrer Bufe in den Ruhestand; er blieb in Walstedde wohnen und verwaltet freiwillig die immer kleiner werdende Gemeinde weiter. Denn auch in Walstedde ist die Seelenzahl der Evangelischen im Sinken, da bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Städten viele Gemeindeglieder zur Abwanderung nötigen. Die Gemeinde wird in Zukunft nicht mehr mit einem Pfarrer besetzt werden.
Walstedde v. Emmi Gabriel