Die Bauernschaften
Durch Erlaß des Evangelischen Oberkirchenrats vom 27. Oktober 1923 wurden die Evangelischen des Amtsbezirks Herbern (einschließlich Forsthövel), Kreis Lüdinghausen, bisher der evangelischen Kirchengemeinde Lüdinghausen, Synode Münster, zugewiesen, in die evangelische Kirchengemeinde Radbod eingemeindet. Durch gleichen Erlaß wurden auch die Evangelischen der Landgemeinde Walstedde (einschließlich Ameke und Herrenstein), Kreis Lüdinghausen, aus der evangelischen Kirchengemeinde Ahlen, Kreis Beckum, in die evangelische Kirchengemeinde Radbod umgemeindet. Die gesamte Größenfläche des Kirchspiels Radbod beläuft sich somit auf 103 Quadratkiliometer.
Laut Auszug aus den Kirchenbüchern der evangelischen Kirchengemeinde Lüdinghausen sind uns zehn Namen von evangelisch Getauften und fünf Namen von evangelisch Beerdigten, wohnhaft in Herbern, zwischen 1867 und 1918 mitgeteilt worden. Dem Beruf nach waren es ein Bergingenieur, ein Steueraufseher, ein Gendarm, ein Oberbohrmeister, die Ehefrau eines Amtmanns, ein Polizeidiener, ein Landarbeiter.
In Walstedde ist 1891 ein evangelischer Eisenbahnbeamter wohnhaft gewesen. Heute sind es dem Beruf nach ein Dentist, kinderreiche Melkerfamilien, Bergleute, ledige Knechte und Mägde. Letztere wechseln wohl oft, und doch gibt es vereinzelte, die über zehn Jahre auf derselben Stelle treu dienen.
Diesen rund 100 Evangelischen, die auf Einzelhöfen im wahrsten Sinne in der „Diaspora" leben, durch Seelsorge nachzugehen, ist eine der dankbarsten Aufgaben des Pfarramtes. Durch Jahre hindurch wurden und werden in ihren Häusern Kinder durch die Radboder Pfarrer im Religions- und Konfirmandenunterricht vorbereitet. Die Einsegnung dieser Kinder findet dann in der Radbodkirche statt. Eine ganze Reihe von Kindern sind in ihren Familien getauft worden. Auch der Tod hat in dieser Land-Diaspora schon angeklopft; mit Abendmahl und Beerdigung ist dann von Radbod aus gedient worden.
Dass diese Diaspora-Evangelischen des Landes sich untereinander noch näher kennenlernen und ihre Zugehörigkeit zu Radbod, wozu ihre Seelenzahl noch hinzukommt, noch stärker empfinden lernen, wird Aufgabe der Zukunft sein müssen. Möge auch dieser Diasporasame rechte Frucht bringen im Zusammenwachsen zu dem einen Leibe des Christus!
Erwin Lorentz